„Brain Rot“ und seine Verbindung zur Spielstörung verstehen

Die Oxford University Press hat „Brain Rot“ („Gehirnfäule“) zum Wort des Jahres 2024 gekürt und definiert es als einen Rückgang der geistigen Leistungsfähigkeit, der durch übermäßigen Konsum trivialer Online-Inhalte wie endloses Scrollen in sozialen Medien oder süchtig machende Kurzvideos verursacht wird. Der Begriff ist zwar keine formale Diagnose, spiegelt jedoch die wachsende Besorgnis darüber wider, dass digitale Überreizung die Konzentrationsfähigkeit, das kritische Denken und die Emotionsregulation insbesondere bei jungen Menschen beeinträchtigt.

Für diejenigen, die mit Videospielsucht arbeiten oder davon betroffen sind, ist es wichtig, die Überschneidungen zwischen diesen Erkrankungen zu verstehen, da beide auf zwanghaftem Bildschirmkonsum beruhen und neurologische und verhaltensbezogene Risiken aufweisen.

Gemeinsame Risiken und Besonderheiten
Brain Rot und Videospielabhängigkeit weisen auffällige Ähnlichkeiten auf:

  • Kognitive Auswirkungen: Beide stehen in Zusammenhang mit einer verminderten Aufmerksamkeitsspanne, schlechten schulischen Leistungen und Schwierigkeiten bei der Organisation von Aufgaben.
  • Neurologische Veränderungen: Magnetresonanztomographie-Untersuchungen (MRT) bringen beide Erkrankungen mit einer veränderten Belohnungsverarbeitung im Gehirn in Verbindung, beispielsweise einer verminderten Aktivität im Nucleus caudatus (entscheidend für die Entscheidungsfindung) und einer verminderten grauen Substanz in Regionen, die die Impulskontrolle steuern.  
  • Begleiterkrankungen: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Angstzustände und Depressionen treten häufig zusammen mit beiden Erkrankungen auf, was auf überlappende Anfälligkeiten im Belohnungssuchverhalten und in der Emotionsregulation hindeutet. 

Es gibt jedoch wesentliche Unterschiede:

  • Umfang: Brain Rot entsteht durch jeden minderwertigen digitalen Inhalt (z. B. Videoinhalte in sozialen Medien wie TikTok oder YouTube), während die Videospielstörung speziell zwanghaftes Spielen umfasst.  
  • Diagnosestatus: Die Videospielstörung wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Verhaltenssucht anerkannt, während Brain Rot ein kultureller Begriff bleibt, der einen allgemeinen übermäßigen Konsum digitaler Medien hervorhebt.

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Doppelte Risiken angehen
Für Jugendarbeiter:innen ist es von entscheidender Bedeutung, Brain Rot als potenziellen Einstieg in eine Videospielabhängigkeit zu erkennen. Studien zeigen, dass der gewohnheitsmäßige Konsum von „Junk“-Inhalten das Gehirn für intensivere digitale Abhängigkeiten wie Gaming prädisponieren kann. Zu den Strategien, um beides zu mindern, gehören:

  • Strukturierte Bildschirmzeiten: Passives Scrollen durch Offline-Hobbys ersetzen, um die Aufmerksamkeitsspanne wieder aufzubauen. 
  • Frühzeitiges Eingreifen: Emotionale Zurückgezogenheit, Reizbarkeit oder nachlassende schulische Leistungen als häufige Warnsignale beobachten.
  • Gezielte Unterstützung: Kognitive Verhaltenstherapie und Familienberatung haben sich bei Videospielstörungen als wirksam erwiesen, während Achtsamkeitsübungen der geistigen Trägheit entgegenwirken können.

 

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